Erziehung ist alles – Spalierobst richtig erziehen

Viele leckere & gesunde Früchte trotz wenig Platz im Garten ist wohl der Wunsch von all uns Gartenbesitzern, die Lösung heißt hier: Spalierobst!

Oft wird diese Erziehungsform aber als recht mühsam und arbeitsintensiv empfunden, und zugegeben, es ist nicht ganz so einfach wie zum Beispiel einen Salat anzusäen, doch wir als Gartenexperten bringen für euch Licht ins Dunkel. Also aufgepasst, hier kommen die wichtigsten Tipps für die Erziehung & den Kauf von Spalierobst.

Schritt 1 – Der richtige Standort

Bevor Ihr euch einen Obstbaum in der Baumschule kauft, solltet Ihr euch zuerst den passenden Standort dafür in eurem Garten suchen. Am liebsten hat es das Spalierobst an einer warmen Ost- oder Westwand, doch auch freistehend in Nord-Süd Richtung ist es möglich. An einer reinen Südwand gezogen besteht jedoch die Gefahr, dass der Baum durch die starken Sonnenstrahlen der Südseite zu früh in den Saft schießt. Dadurch treiben die Blatt- und Blütenknospen sehr früh aus, kalte Nacht- oder Spätfröste lassen diese dann erfrieren. Der Baum geht dadurch zwar nicht gleich kaputt, doch wenn die Blütenknospen erfrieren gibt es auch keine Früchte mehr zum naschen. Ihr seht aber, für Spalierobst lässt sich in jedem Garten ein passendes Plätzchen finden.

Schritt 2 – Der passende Obstbaum

Je nach verfügbaren Platz in eurem Garten, wählt Ihr die Fruchtart & die Baumform aus. Eine Spaliererziehung ist grundsätzlich mit allen Baumformen möglich! Hier die verschiedenen Baumformen:

  • Buschbaum / Spindelbaum (Stammhöhe 50-70cm)
  • Halbstamm (Stammhöhe ca. 120cm)
  • oder sogar Hochstamm (Stammhöhe ca. 180cm)

Die Stammhöhe der verschiedenen Baumformen gibt den Beginn der Verzweigung des Baumes an. Bei einen Buschbaum zum Beispiel, beginnen somit die ersten Äste bei ca. 50-70cm über dem Boden.
In der Regel ist der Wunsch sein Spalierobst 2-3m hoch zu ziehen, deshalb empfehlen wir Euch hierzu einen Buschbaum welcher auf einer schwachwachsenden Unterlage wie zum Beispiel M26, veredelt ist. Das ist sehr wichtig, denn sonst wächst Euch der Baum über den Kopf und Ihr müsst aufgrund der starken Wuchskraft viel mehr schneiden. Wer mehr Platz hat und seinen Spalier auch höher ziehen möchte, der sollte einen Halbstamm oder gar Hochstamm wählen.

Dieser junge Pfirsichspalier wurde vor zwei Jahren als Halbstamm an einer warmen Süd-Westwand gepflanzt und gleich mit den passenden Stauden unterpflanzt.

Beim Kauf eines Obstbaumes kommt es wie bei kaum einer anderen Pflanze auf sehr viele, wichtige Punkte an, welche für einen langfristigen Erfolg absolut ausschlaggebend sind. Für uns ist deshalb der Kauf eines Obstbaumes absolute Vertrauenssache und sollte am besten in einem Fachbetrieb in eurer Nähe gekauft werden. Über folgenden Link könnt Ihr nach kompetenten Baumschulen in eurer Nähe suchen: https://www.gartenbaumschulen.com/mitgliedsbetriebe.html
Folgende Punkte müssen beim Kauf von Obstbäumen deshalb erfüllt werden:

  • Verwendung der richtigen Unterlage für die richtige Baumform
  • Robuste, für die Region passende Sorte
  • Fachmännisch korrekte Baumerziehung
  • Sortenechtheit
  • gesunde Pflanzenqualität

Welche Fruchtart soll es werden?
Es gibt nun wirklich so viele leckere Obstarten, da fällt einem die Wahl schon wirklich schwer. Jede Fruchtart bringt so ihre eigenen Vorzüge mit sich und auch ich würde am liebsten alle in meinem eigenen Garten anbauen. Die gute Nachricht ist, dass sich prinzipiell alle Obstarten zur Spaliererziehung eigen, lediglich die örtlichen & regionalen Gegebenheiten solltet Ihr hierbei beachten. Folgende Fruchtarten könnt Ihr zur Spaliererziehung verwenden:

  • Apfel
  • Birne
  • Quitte
  • Pfirsich
  • Nektarine
  • Pflaume & Zwetschge
  • Aprikose
  • Sauerkirsche
  • Weinreben

Hier gibt es wirklich einiges und es ist bestimmt auch das Passende für euch dabei. Als Bezugsquelle für Obstbäume in guter Qualität und mit einer großen Auswahl, kann ich euch hier in der Region unsere Obstbaumschule empfehlen: https://www.obst-werner.de/

Weinreben eignen sich bestens zur Spaliererziehung, hier die kernlose Sorte ‚Vanessa‘. Die Pflanzung der Weinrebe liegt erst zwei Jahre zurück.

Schritt 3 – Geeignetes Spaliergerüst wählen

Als Material für ein Splaiergerüst eignen sich Holz oder ummantelte Metalldrähte recht gut. Wenn Ihr euch für Holz entscheidet, achtet darauf ein wetterbeständiges Holz wie Edelkastanie, Lärche oder Robinie zu wählen. Diese Hölzer sind sehr robust und haltbar, Ihr braucht sie daher nicht mit Öl oder Lack zu imprägnieren. Das Gerüst könnt Ihr entweder frei stehend bauen oder an einer Hauswand anbringen. Folgende Punkte müsst ihr beim Bau des Gerüsts beachten:

  • Stärke der Holzlatten ca. 25 x 25 mm bis 30 x 30 mm
  • 10 cm Abstand zur Wand halten
  • Abstand zwischen den Spalieretagen ca. 40cm
  • Höhe der 1. Etage richtet sich nach der Baumform

Welche Spalierform – Palmette, Fächer oder Formlos? 
Hier gibt es ja unendlich viele Möglichkeiten und eine ist schöner wie die andere. Eurer Kreativität sind wirklich keine Grenzen gesetzt und wer mutig ist kann sich auch an eher ungewöhnliche Formen wagen. Doch am bekanntesten ist wohl die klassische Variante  – eine waagerechte Palmette. Wir finden, dass ist für die meisten auch die beste und pflegeleichteste Lösung.

Ein Aprikosenbaum als waagrechte Palmette an einer Süd-Westwand gezogen.

Bevor Ihr mir eurem Obstbaum nun loslegen könnt, muss er noch korrekt geschnitten werden. Diesen ersten Schnitt nennt man Erziehungs- bzw. Pflanzschnitt und er wird nur einmal, im Frühjahr durchgeführt, bevor die Blätter austreiben. So schneidet Ihr euren Obstbaum korrekt für eine waagerechte Spaliererziehung:

  • zwei kräftige, am Stamm gegenüberliegende Äste, werden waagrecht an der untersten Latte / Draht befestigt  (1.Etage)
  • alle anderen Seitenäste werden entfernt
  • der Mitteltrieb, welcher die Spitze des Baumes bildet, bleibt senkrecht nach oben stehen

Weiterführender Erziehungschnitt:

  • Mitteltrieb auf Höhe der zweiten Etage, knapp oberhalb drei gut entwickelter Knospen abschneiden
  • während des Wachstums die Seitentriebe waagrecht an das Gerüst binden
  • Mitteltrieb wird nach oben geleitet

Diese Schnittmaßnahmen wiederholt Ihr einfach so oft bis Ihr die Anzahl der gewünschten Etagen erreicht habt. Bei der letzten Etage wird der Mitteltrieb dann nicht mehr weitergeführt, sondern einfach raus geschnitten, so dass nur noch die beiden waagrechten Seitenäste übrig bleiben.

Erhaltungs- und Pflegeschnitt:

Während Ihr die Etagen Jahr für Jahr aufbaut, müssen die älteren Etagen gepflegt werden. Diese Seitentriebe haben nämlich in der Zwischenzeit bereits Nebentriebe mit vielen Blättern gemacht.

  • diesjährige Triebe (weiches Holz) ca. Anfang Juli auf 4-5 Blätter einkürzen / pinzieren
  • zu eng stehende Nebentriebe ganz entfernen / ausdünnen
  • ältere Fruchttriebe, kurzes, festes Holz welches bereits Früchte trägt, bleibt ungeschnitten

Ist euer Spalier nun fertig aufgebaut, solltet Ihr für einen regelmäßigen Ertrag und für aromatische Früchte folgende Schnittmaßnahmen jährlich durchführen:

  • ende Februar bis Anfang März alte Fruchtholztriebe auf 3-4 Knospen einkürzen
  • zu dicht stehende Triebe ganz entfernen / ausdünnen
  • bei Kernobst (Apfel, Birne, Quitte) zusätzlich auch die Enden von Mitteltrieb und waagrechten Seitentrieben einkürzen
  • Achtung! Bei Steinobst ( Pflaume, Aprikose, Pfirsich, Kirsche) werden die Triebenden, und die Fruchttriebe erst nach der Ernte eingekürzt
  • diesjährige Triebe werden bei allen Obstarten wieder ca. Anfang Juli auf 4-5 Blätter eingekürzt / pinziert

So ihr Lieben, nun steht eurem Spalierobst nichts mehr im Wege und ihr könnt euch an die Arbeit machen. Ihr werdet sehen, es macht wahnsinnig viel Spaß die Entwicklung des Baumes zu verfolgen und mit den gezielten Schnittmaßnahmen einzugreifen um tolle, leckere Früchte zu bekommen. Viel Erfolg dabei! Wir sind gespannt auf eure Ergebnisse und freuen uns über eure Rückmeldung.

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